In bildhaft-starker Stilisierung und zugleich eingerahmt von wagnerianischem Bombast erzählt Syberberg die tragischen Lebensgeschichte des mythenumrankten, bayerischen „Märchenkönigs“ Ludwig II., eingebettet in assoziative Szenen späterer deutscher Geschichte mit zwei ihrer unheilvollsten Repräsentanten (Adolf Hitler und Ernst Röhm).
In bildhaft-starker Stilisierung und zugleich eingerahmt von wagnerianischem Bombast erzählt Syberberg die tragischen Lebensgeschichte des mythenumrankten, bayerischen „Märchenkönigs“ Ludwig II. nach, eingebettet in assoziative Szenen späterer deutscher Geschichte mit zwei ihrer unheilvollsten Repräsentanten (Adolf Hitler, Ernst Röhm).
Bayerische Volkstänze werden vorgeführt, und drei Nornen stellen den jungen Ludwig als einen von Lola Montez, der zeitweiligen Geliebten Ludwig I., verfluchten Monarchen da, mit dem das Königreich Bayern eines Tages untergehen werde. Ludwig II. gibt sich ganz der Ästhetik und Kunst hin, Politik, zumal Machtpolitik, ist ihm zuwider. Seine Liebe gehört vollkommen seiner Vorstellung von Schönheit, die er im hemmungslosen Schlösserbau und der ebenso bedingungslosen Verehrung der Musik Richard Wagners auslebt. Er verhehlt nicht seine Homosexualität und opponiert gegen die Moderne in Gestalt von Industrialisierung und Modernisierung. Den Bezug zur Wirklichkeit beginnt er ebenso nach und nach zu verlieren wie seinen Kontakt zur Bevölkerung.
Dem großen preußischen Antipoden in Berlin, Otto von Bismarck, der das Bayern des frankophilien Monarchen 1870 unbedingt in den geplanten Krieg gegen Frankreich hineinziehen will, weiß der feinsinnige Ludwig nichts entgegenzusetzen. Obwohl auf der Siegerseite stehend, verliert Bayern nach dem gewonnenen Deutsch-Französischen Krieg mit Gründung des Deutschen Reichs, dessen Teil das Land geworden ist, an Bedeutung. Ludwigs Exzentrik nimmt immer stärker zu, und bald sieht er sich mächtigen Gegnern gegenüber, die seine Weltabgewandtheit nicht mehr tolerieren und seine Verschwendungssucht nicht mehr unterstützen wollen.
Eine Schwester im Geiste sieht Ludwig schließlich nur noch in seiner Cousine Elisabeth von Bayern, die als Kaiserin „Sissi“ von Österreich bald, wie er auch, unsterblich werden wird. Die bayerischen Minister wagen den Aufstand gegen den Monarchen, angeführt von Onkel Luitpold, der daraufhin die Regentschaft übernimmt. Ludwig II. findet angeblich den Tod im Starnberger See. In Syberbergs Inszenierung steht er jodelnd unter einer Guillotine, umgeben von Motorradfahrern. In seiner letzten Vision nehmen amerikanische Touristen der Moderne Besitz von seinen Märchenschlössern.
Trailer: https://youtu.be/FfPA8dNNjrs?si=A7jVZ0QOCyfs_5rY
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